Jetzt Termin vereinbaren

Achtsamkeitstraining bewirkt die Aktivierung neuronaler Strukturen

Die Auswirkungen von Achtsamkeitstraining (das Trainieren von Aufmerksamkeit in sich und seinem Körper) bewirkt eine Aktivierung neuronaler Strukturen und lässt sich selbst bei verminderter Gehirnaktivität mobilisieren.
„Neue Studien belegen es: Gehirnareale können sich verkleinern und vergrößern.
Ähnlich zu Muskeln, die je nach Beanspruchung wachsen und schrumpfen, verändert sich auch die Gestalt des Gehirns gemäß der eigenen Lebensführung.
In der Studie wurden die Gehirn von Taxifahrern in London im Laufe ihrer Karriere untersucht. Es zeigte sich, dass sich der Hippocampus im Zuge ihrer beruflichen Ausübung über die Jahre stark verändert [1]. Dieser cerebrale Bereich ist für die Fähigkeit zur Orientierung ausschlaggebend. Die Anpassungsfähigkeit des Gehirns wird Neuroplastizität genannt. Aber: Können sich auch große Bereiche, die unseren menschlichen Verstand prägen (insbesondere das sogenannte Vorderhirn) dauerhaft verändern? Können wir unser Gehirn nach Belieben formen?
Traumata verkleinern das Vorderhirn
Eine Studie aus dem Jahr 2012 untersuchte die Gehirnstrukturen von Personen, die in ihrem Leben traumatische Erlebnisse erlebt hatten [2]. Typische traumatische Erlebnisse sind schlimme Unfälle oder der Verlust von Angehörigen. Die Resultate bewiesen, dass unterschiedlicher Regionen in den Gehirnen von traumatisierten Personen, verglichen mit nicht-traumatisierten Personen, kleiner waren. Die Hirnregionen, die bei traumatisierten Personen kleiner waren (insbesondere das Vorderhirn und die Insula), sind für komplexe kognitive Prozesse sowie Emotion- und Selbstkontrolle verantwortlich.
Stress wirkt sich auf Zellaktivität aus
Wie entstehen diese strukturellen Veränderungen im Gehirn? Eine Hypothese ist, dass traumatische Erlebnisse extremen Stress auslösen. Diese andauernde aussergewöhliche Situation signalisiert dem Gehirn, dass es seine Struktur ändern muss, um sich der Umwelt anzupassen. Eine im Jahr 2014 von der Wissenschaftlerin Daniela Kaufer an der Universität Berkeley durchgeführte Studie analysierte die Entstehung von Stress genauer [3]. Dazu wurde untersucht, welche Art von Zellen im Hippocampus entstehen, wenn Menschen über chronischen Stress klagen. Der Hippocampus spielt bei der Aneignen neuer Inhalte eine signifikante Rolle. Zum einen entsteht eine größere Anzahl von Zellen die Myelin produzieren. Zum anderen sinkt die Zahl grauer Zellen. Das sogenannte Myelin bildet ein Art Mantel um Teile von Nervenzellen, die die Übertragung von Informationen sicherstellen. Graue Zellen sind die eigentlichen Neuronen, die beispielsweise an intelligenten Handlungen beteiligt sind.
Verbindungen zum Amygdala entstehen verstärkt
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Myelin insbesondere dafür benötigt wird, um stärkere Verbindungen zu der Amygdala herzustellen. Die Amygdala wird besonders in Bedrohungssituationen aktiv. Man nimmt an, dass das Gehirn sich an die Erfordernisse anpasst. Bei traumatischen Situationen oder chronischem Stress, lernt das Gehirn, dass es in einer gefährlichen Umgebung ist und stärkt die Struktur, die in solchen Situationen wichtig ist – die Amygdala. Gleichzeitig werden verzichtbare Strukturen, wie zum Beispiel das Immunsystem, geschwächt.
Das Gehirn stärken
So wie Teile des Gehirns unter Stress schrumpfen, so können sie in anderen Lebensumständen aufblühen. Es konnte gezeigt werden, dass Aufmerksamkeitstraining das Wachstum von grauen Zellen stimulieren kann.
Unser Gehirn ist ein enorm wandlungsfähiges Organ und passt sich an die jeweiligen Gegebenheiten individueller Anforderungen im Leben an: Während sich unter Stress bestimmte Areale zurückbilden, fördert ein freudvolles und achtsames Leben sein Wachstum.“

Quellen:
(1): Maguire, E. A., Gadlan, D. G., Johnsrude, I. S., Good, C. D., Ashburner, J., Frackowlak, S. J., & Frith, C. D. (2000). Navigation-related structural change in the hippocampi of taxi drivers. PNAS, 97(8), 4398-4403
(2): Ansell, E. B., Rando, K., Tuit, K., Guarnaccia, J., & Sinha, R (2012). Cumulative adversity and smaller gray matter volume in medial prefrontal, anterior cingulate, and insula regions. Biological Psychiatry, 72(1), 57-64.
(3): Chetyy, S., Friedman, A. R., Taravosh-Lahn, K., Kirby, E. D., Mirescu, C., Guo, F., Krupik, D., Nicholas A., Geraghty, A. C., Krishnamurthy, A., Tsai, M.-K., Covarrubias, D., Wong, A. T., Francis, D. D., Sapolsky, R. M., Palmer, T. D., Pleasure, D., & Kaufer, D. (2014). Stress and glucocorticoids promote oligodendrogenesis in the adult hippocampus. Molecular Psychiatry, 19, 1275-1283.
(4): Takeuchi, H., Sekiguchi, A. Taki, Y., Yokoyama, S., Yomogida, Y., Komuro, N., Yamanouchi, T., Suzuki, S., & Kawashima, R. (2010). Training of Working Memory Impacts Structural Connectivity. The Journal of Neuroscience, 30(9), 3297-3303.

← Zurück zur Übersicht

Kontaktformular

Wir antworten zuverlässig binnen 24 Stunden.

TEMEDOS® – Privatpraxis für Allgemeinmedizin und integrative Medizin

Kurfürstendamm 61 | 10707 Berlin-Charlottenburg

Sprechzeiten: Mo, Di, Do 09:00–18:00 Uhr / Mi, Fr. 09:00–14:00 Uhr